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OKLAHOMA
Thalia Theater Hamburg (2025)
inspiriert von Franz Kafka

Am ersten Tag fuhren sie durch ein hohes Gebirge. Bläulich schwarze Steinmassen gingen in spitzen Keilen bis an den Zug heran, breite Bergströme kamen, als große Wellen auf dem hügeligen Untergrund eilend und in sich tausend kleine Schaumwellen treibend, sie stürzten sich unter die Brücken, über die der Zug fuhr, und sie waren so nahe, dass der Hauch der Kühle das Gesicht erschauern machte.

Mit diesen Worten endet Franz Kafka’s unvollendeter Roman Amerika abrupt. Sein Protagonist Karl R. auf ewig gefangen im Transit zwischen damals und heute. Zwischen den desolaten Orten des alten Westens und dem erlösenden Versprechen des Naturtheaters von Oklahoma.

Wird er jemals dort ankommen? Oder bleibt er gefangen im Blick auf eine sich verändernde Welt, die sich mit der Waffe in der Hand auf der Jagd nach dem goldenen Zeitalter immer tiefer im Dickicht der Gegenwart verirrt? Orientierung bietet nur der Horizont, weit in der Ferne, irgendwo verborgen hinter mit Thermitdrohnen angezündeten Büschen. Doch zuerst gucken wir noch auf die Steinmassen und Schaumwellen der Steppe um uns herum. Fieberträume, heftige Musikeinschläge, ein letztes Fest in einem Haus auf idyllischer Heide. Alles so nahe, dass der Hauch der Kühle das Gesicht erschauern macht. Dort wo Kafka aufhört, fängt Oklahoma an. Denn OKLAHOMA, das ist eine Leerstelle, ein Spiel, eine Komposition, eine Einladung. Oklahoma ist überall – nur dort ankommen muss man. Irgendwann. Und wenn das Tote nicht vorüber geht, dann kommt es zu uns, das ist das Ende vom Spiel. Also: nach Oklahoma! Nach Oklahoma!

Mit Bernd Gravert, Cathérine Seifert, Christiane von Poelnitz, Anna Maria Köllner, Yves Dudziak und Johannes Hegemann
Regie
Lorenz Nolting
Künstlerische Mitarbeit
Sofie Boiten
Bühne
Nadin Schumacher
Kostüme
Anna Maria Schories
Komposition und Live-Musik
Alex Zwick
Live-Video Clara Bantzer
Dramaturgie
Christina Bellingen
Regieassistenz
Camilla Ferraz und Julian Hübner
Ausstattungsassistenz
Ariane Stamatescu
Foto’s: Krafft Angerer